Gegenwärtig und schon seit einigen Jahren gibt es – getragen von Opfern narzisstischen Missbrauchs – eine regelrechte Medienhetze gegen Narzissmus und Menschen, die daran erkrankt sind, sowie verbunden damit auch eine große Anzahl veröffentlichter Populärliteratur. Zwar sind narzisstischer Missbrauch und die damit verbundenen oft großen Leiden ein reales Phänomen, allerdings trägt der in diesem Zusammenhang manifeste Schmerz meist wenig dazu bei, dass Narzissmus als die schwere psychische Störung verstanden wird, die er ist und schadet sogar der Entwicklung tragfähiger Handlungsansätze, wie pathologische Narzissten und Menschen, die mit ihnen leben müssen, sinnvoll miteinander umgehen können. Im Folgenden findet sich eine Auswahl fachlich geeigneter Werke, die als Empfehlung gelten können, wobei betont wird, dass die Lektüre sich jeweils für beide Seiten lohnt.
Grundlage für ein Verständnis von Persönlichkeitsstörungen, wie Narzissmus und Borderline, die ein instabiles Selbst betreffen, ist Melanie Kleins Objektbeziehungstheorie, von der man sich in Hanna Segals Einführung ein Bild machen kann. Darauf können zugängliche Werke, wie die von Rainer Sachse oder Heinz-Peter Röhr folgen. Als Autorität in Bezug auf Narzissmus und Borderline gilt Otto F. Kernberg, der hier die bedeutendste Forschungsarbeit geleistet hat. Dessen Werke enthalten zwar tiefe Einsichten, sind aber je nach Wissens- und Bildungsstand mitunter anspruchsvolle Literatur. Wer es ganz genau wissen will, kann auch Werke lesen, die sich an Therapeuten richten. Mentalisierung ist hier ein Ansatz, der vornehmlich bei der Behandlung von Vulnerablem Narzissmus Anwendung findet und die Übertraguns-fokussierte Psychotherapie wird vornehmlich beim Umgang mit Grandiosem Narzissmus angewendet.